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5 Punkte der Achtsamkeit

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Als selbstbewusster Mensch lebe ich seit über 26 Jahren abstinent. Ich moderiere eine Selbsthilfegruppe und engagiere mich in der Selbsthilfe. Die Selbsthilfe ist für mich eine wichtige und notwendige Säule, für jeden abhängigkeitserkrankten Menschen auf dem Weg in die Gesundung. Als ich in die Abstinenz gegangen bin, habe ich für mich entschieden, dies selbstbewusst tun zu wollen. Mir meiner selbst bewusst zu werden bedeutet, dass ich mir anschaue wo ich stehe und wie ich aufgestellt bin. Meine Feststellung war, ich bin an meinem verschobenen Weltbild, meiner kranken Persönlichkeit und an den Zugeständnissen, die ich an meine Umwelt gemacht habe, erkrankt.

Bis dahin war ich der Meinung, jeder meint es gut mit mir. Das stimmt nicht. Das war die erste Baustelle.

Wie war ich aufgestellt? Ich war der Meinung, wenn die Umstände sich änderten, würde es mir wieder gut gehen. Auch das stimmt nicht. Dies war die zweite Baustelle.

Und meine Zugeständnisse an meine Umwelt sahen so aus, dass ich es jedem Recht machen wollte. Das geht nicht!

Das waren also meine größten 3 Baustellen. Ich habe mir dann eine Prioritätenliste erstellt. Was ist mir am wichtigsten in meinem neuen Leben? Ganz oben stand meine Abstinenz. Dem hat sich alles andere unterzuordnen. Wow, was für ein Anspruch? Das war der schwierigste Teil meiner Persönlichkeitsarbeit. Mich selbst immer im Blick zu haben. Achtsam und sorgsam mit mir umzugehen. Ein langer Lernprozess. Mich ständig fragen zu wollen, tut mir das gut? Ich habe lange gebraucht ein Gefühl dafür zu entwickeln was mir denn überhaupt gut tut. Eine gute Eigenschaft, die ich erneut lernen durfte war das „Nein“ sagen. Ich hatte in meinem kranken Leben viel zu oft ja gesagt und nein gemeint. In seltenen Fällen passiert es mir heute noch, da ich, wenn ich mich nicht immer mal wieder mit dem Thema auseinandersetze, in alte Verhaltensweisen zurückfalle. Ich bin mir heute nicht zu schade und sage, wenn es mir auffällt, sorry ich muss zurückrudern ich habe mich mit meinem „Ja“ etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt. Dazu kam die Erkenntnis, alles was ich nicht selbst veranlasse geschieht nicht. Damit war meine 2. Baustelle zurechtgerückt. Ich darf überall da tätig werden, wo mir etwas nicht gefällt. Ich habe mir ein Chema angeeignet, dass ich immer wieder zu Rate ziehe:

1.     Dient es meiner Abstinenz?

2.     Dient es meiner Zufriedenheit?

3.     Bringt es mich in eine rückfallgefährdete Situation?

4.     Kann ich die Konsequenzen meiner Entscheidung tragen?

5.     Habe ich die Geduld, Dinge auszuhalten, die ich nicht ändern kann?

Mit anderen Worten: Mein Umfeld reagiert auf mein Handeln. In aller Regel handele ich anders als in meiner „Saufzeit“. Das muss auf Widerstand stoßen. Mal weniger und mal heftiger. Wenn ich ein Nein und dann noch mit dem Anspruch auf Akzeptanz sage, wird das oft als Arrogant empfunden. Auch das darf ich aushalten. Ich weiß, dass es keine Arroganz ist, sondern Selbstsorge und Selbstschutz. Ich darf mir auch darüber im Klaren sein, dass ich manchen Menschen mit diesem Verhalten auf die Füße trete und sie sich vielleicht zurückziehen. Diese Erkenntnis war für mich eine der Schmerzhaftesten. Wollte ich doch keinem weh tun. Aber ich kann nicht für mich sorgen, die 5 vorher aufgezählten Punkte im Auge behalten und es jedem recht machen zu wollen. Ein Beispiel:

Wenn mich ein Mensch bittet auf seiner Geburtstagsfeier hinter dem Tresen zu stehen und Bier zu zapfen, dann dient dies nicht meiner Abstinenz und meiner Zufriedenheit und ich darf, wenn ich für mich sorge ausdrücklich nein sagen. Ja ich muss sogar „nein“. Vielleicht versteht er es aber es besteht auch die Möglichkeit das er geknickt von dannen geht.

Ein anderes Beispiel:

Ich nehme keinen mit oder fahre bei einem andern mit, wenn es zu einer Veranstaltung geht wo Alkohol konsumiert wird. Dies kann zu einer risikobehafteten Situation führen. Möchte ich nach Hause, weil mir die Angetrunkenen nur noch auf den Geist gehen und mein Mitfahrer aber noch am Tresen steht und zum Xten Mal seine Argumente vorträgt um seine Zuhörer von seiner Meinung zu überzeugen, kann dies schnell in Frust und Unzufriedenheit umschlagen. Unzufriedenheit ist der erste Schritt zum Rückfall. Auch eine Regel die sich aus unzähligen Erfahrungen ableiten lässt.

So gibt es auch noch subtilere Beispiele, wo es viel schwieriger ist zu entscheiden was richtig ist und was nicht. Einen Leitfaden, den ich mir aus meinem Leben abgeleitet habe ist folgendes.

Jeden Vorteil erkaufe ich mir mit mindestens einem Nachteil oder in jedem Nachteil steckt mindestens auch ein Vorteil!

All das und noch viel mehr habe ich durch meine Krankheit und mit Hilfe der Selbsthilfe lernen dürfen. Das hat mich dazu gebracht zu sagen: Ich bin froh ein Alkoholiker zu sein!

Wer noch Fragen an mich hat, darf mich gern anschreiben. Dieses Thema ist leider viel zu komplex, als dass man es mit einfachen Worten beschreiben und lösen kann.

Liebe Grüße und allen viel Kraft und Mut, Gerald

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So lange lebe ich abstinent!

Abstinenztage

10.01.1993

Mit Selbsthilfe und Therapie, habt ihr eine gute Chance es auch zu schaffen!



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