In meinem persönlichen Umfeld und nicht nur in den sozialen Medien erlebe ich immer mehr Unzufriedenheit. Vielleicht ist es auch der momentanen Situation mit Corona geschuldet.
Doch es wird nicht nur über die Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona geschimpft, sondern auch sonst und das sehr lautstark über Dinge die vorher schon da waren.
So werden aus meiner Sicht sinnvolle Maßnahmen, wie die Verschärfung des Bußgeldkatalogs in Bezug auf Geschwindigkeitsüberschreitungen, als Führerscheinvernichtungsmaschine bezeichnet. Dies wird dann auf Facebook gepostet und mit, „Geld muss rein… Pandemiesteuern“, kommentiert. Dabei bleibt völlig außeracht, dass das Gesetz zu einem Zeitpunkt auf den Weg gebracht worden ist, als es von Pandemien noch überhaupt keine Anzeichen gab. Außerdem hat es jeder selbst in der Hand, ob er bestraft wird oder nicht. Wenn ich mir die Grenzen anschaue, dann komme ich zu dem Schluss, wer in einer Ortschaft schneller als 20 km/h unterwegs ist, handelt unverantwortlich und sollte unbedingt bestraft werden. 4 Wochen ohne Führerschein können sehr heilsam sein. Das Laufen regt zum Nachdenken an.
Gerade heute Morgen lese ich in unserem lokalen Tageblatt, dass diese Sinnvollen Gesetzesmaßnahmen wieder abgemildert werden sollen. Ich frage mich ernsthaft, welche Lobbyisten da wieder so laut beim Verkehrsminister gemeckert haben, dass er gerade bei den verschärften Geschwindigkeitsregeln, einknickt.
Menschen regen sich über sinnvolle und unsinnige Maßnahmen auf. Dabei gilt es zu bedenken, dass kein Mensch mit einer solchen Situation Erfahrungen hat. Natürlich werden dann im Umgang der Situation auch Fehler gemacht und in der Rückschau lässt es sich leicht sagen, dass hätte man voraussehen können.
Ich bin froh und dankbar, dass wir so schnell Maßnahmen ergriffen haben und uns bislang Situationen wie in Italien, Spanien, England oder in den USA erspart blieben. Natürlich gefallen auch mir nicht alle Maßnahmen und es gibt sicherlich auch mehrere Wege mit dieser Pandemie zu leben, doch ich persönlich habe keine belastbare, bessere Strategie mit der Pandemie umzugehen. Und wohin Wege, wie sie in England oder den USA eingeschlagen wurden, hinführen sehen wir täglich in den Nachrichten.
Als Beispiel wird auch immer wieder Schweden mit seinem Weg angeführt. Dazu mag ich sagen, das Schweden von der Fläche größer als die Bundesrepublik ist, etwa 65 000 000 Einwohner weniger hat und das Schwedische Volk ein anderes Verhalten im Umgang mit Empfehlungen bzw. Regeln hat. Wir hier in Deutschland gehen oftmals mit Empfehlungen mit dem Einwand, „ist ja nicht verboten“ um.
Mir fehlt einfach der sachliche Umgang mit unseren Problemen. Vieles wird einfach nur bemeckert und noch mehr wird ins lächerliche oder ins radikale gezogen. Zusammenhänge werden, im günstigsten Falle verdreht oder gleich falsch wiedergegeben.
Noch ein Wort zu den Lobbyisten, gerade wird über Lockerungen der Maßnahmen in der Corona Krise gesprochen und wie man die Wirtschaft wieder ankurbeln kann, da hatte Anfang Mai auch die Autoindustrie schon einen Termin mit hohen Regierungsvertretern. Ganz nach dem Motto, wer zuerst und am lautesten meckert und schreit bekommt auch ein gutes Stück vom Kuchen ab.
Gut das diese Rechnung ausnahmsweise dieses Mal so nicht aufging. Es ist auch Lobbycontrol zu verdanken, dass eine breite Debatte über das „Geklüngel“ mit der Autoindustrie angestoßen wurde. Solche Absprachen müssen transparent gemacht werden und auch in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
So üben Lobbyisten Druck und Macht auf die Politiker aus. Und wie im Beispiel von dem „Ehrenamt“ Botschafter des Bieres, werden die Politiker gleich ganz vor den Lobbykarren gespannt. Oder betreiben gleich eigeninitiativ einen Bierclub beim Europäischen Parlament.
Diese Krise sollte eines zeigen, diese Gesellschaft besteht nicht nur aus der Industrie, sondern aus vielen Handwerkern, Restaurant- und Hotelbetrieben. Viele Klein- und mittelständische Betriebe leisten einen beträchtlichen Teil in und für diese Gesellschaft. Sie mussten und müssen immer noch um ihre Existenz bangen und haben noch keine Ahnung wie es weitergehen soll und wenn, ob sie sich erholen können.
Wenn wir selbst uns selbst nicht einbringen können, sollten wir wenigstens eine der vielen Organisationen unterstützen, die den Finger in so manche Wunde legen. Und manchmal ist meckern auch nicht schlecht, wenn es darum geht Missstände aufzuzeigen und es sachlich begründet ist. Aber nicht meckern, um des Meckerns willen.
Gerald